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10.2.02: Norden: Klappbare Boote und Riesenfeldsteinscheune

Vom GPS aufgezeichnete Strecke

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Passend zum Wetter mit etwas Sonne und sehr viel Regen war das erste Ziel Lychen, eine zwischen sieben Seen gelegenen stadtmauerumgebene Bonzen, Studis und Rentner - ausgeschlossen von Kultur!Kleinstadt im eiszeitgeformten Hügelland. Über Zehdenick, wo man netterweise noch immer am "Filmtheater der Werktätigen" vorbeifährt, kommt man über Templin nach Lychen. Neben dem Flößermuseum (Touristen-Nepp) gibt es dort jetzt ein wirkliches Museum, eines, in dem Entdeckungen gemacht werden können, die neue Ideen vermitteln und viele Aha-Erlebnisse auslösen. Es wurde in der größten Wassermühle Brandenburgs eingerichtet, die ihre Antriebskraft aus dem Mühlgraben zwischen Ober- und Nesselpfuhl gewann. Es ist das historische Faltbootkabinett. Es liegt in der Stargarder Straße, Eingang ist von hinten.

Die gute Seele des Museums, Dirk Bredow, führte uns persönlich durch dieses eigenartige Gebäude, das durch seine lange Nutzung als ständig umgebaute und verbesserte Mühle und nicht so ganz fachmännischer Demontage der Technik (die wurde einfach durch aufgesägte Etagen hinabgelassen) ein seltsames Flair ausstrahlte. Über mehrere Etagen kann man sich in die Filigrankonstruktionen aus Esche und gummiertem Segeltuch von 120 Faltbooten vertiefen und die Gefahr ist nicht gering, hier den Grundstein zum Faltbootfreakismus zu legen. Die Besegelung hat in den Deckenlöchern Platz und man muss aufpassen, Zeichen weisen Wegedass man eine Etage darüber nicht hineinfällt. In den Ecken stehen Klepper-Zelte und eine Kreuzung aus EsGe-Zauberstab und Thailändischem Bootsantrieb findet man auch, nämlich den seitlichen Außenborder mit der langen Welle zur Schraube. Das ganze Ambiete des riesigen Industriebaus alleine lohnt schon den Besuch. Finanziert wird das Kabinett durch die Faltbootmanufaktur, denn man stellt hier wieder neue Holz/Gummiboote her und hat eine Reparaturwerkstatt für Klepper-Boote und andere Marken. Außerdem sammelt man alles, was mit der Faltbootkultur zusammen hängt, und so ist ein einzigartiges Archiv enststanden. Der Besuch ist frei, Ungefaltete Faltbooteeine Spende in das Schürzchen von Dirks Kind ist aber willkommen.

Die Einkehr in der Schenke (Alte Mühle, Templiner Str.) war auch ein Volltreffer, das Ambiente der 30er-Kanalkneipe hat sich nicht verändert, auch die Gäste sahen aus wie vor 70 Jahren und auf der Speisekarte hat sich seitdem abgesehen von Preis- und Währungsanpassungen nichts getan. Sehenswert! Es war leicht sich vorzustellen, wie die Boote früher anlegten und dem durchfahrenden Gast einen gemütlichen Stopp zu bieten.

Nach vielen, vielen Kilometern über Fürstenberg, durchs hügelige Seengebiet um Pribert, Strasen und Canow, eine winzige Aspaltstraße nach Diemitz (die Abkürzung durch knöcheltief aufgeweichten Ton winterlich-glibschige Abkürzungen erfordern Meißel zum Putzenkann man getrost auslassen) und noch um ein paar Ecken kommt man nach Bollewick, wo die größte Feldsteinscheune Deutschlands vom LPG-Kuhstall zu einem ländlich-touristischen Einkaufszentrum, das auch am Wochenende geöffnet hat, umgebaut wurde. Zwei kleine Museen (die 50 Cent Eintritt hätte man sich sparen können), eine Bio-Supermarkt, Töpferladen, Kerzenzieher, Kneipe, Tanzboden, Bühne, in der Woche ein Markt und noch reichlich mehr Gewerbe können besucht werden. Beeindruckend war die riesige Schiffsschraube und die drei schönen NSU-Moppis, denen man leise Beileid aussprechen konnte, weil sie da nur so stehen und keine Ausflüge mehr machen können... Die große Auswahl der unterschiedlichen kunsthandwerklichen Artikel, die kulinarischen Freuden aus des Bauern Küche in den Verkaufstresen animierte so manchen, sich eine Trockenwurst zu genehmigen – kurzweilig!

Schade, dass es im Winter so früh dunkelt, denn die Rückfahrt in der klaren Winterluft mit konstrastreicher Landschaft hätten wir noch bis Berlin genießen können. Mit der Dunkelheit kam der Regen und dann ist die Autobahn ausnahmsweise die bessere Wahl für Motorräder. Abtropfen fand im Marinella statt.

Peter/Petra

Bollewicker Feldsteinscheune mit Rauchern

Linktipps


Im Detail

Startpunkt Nord - Velten - L172 Germendorf - links Richtung Hohenbruch, vorm Ort in Linkskurve rechts Betonpiste folgen links am Graben lang, Neuendorf, Teschedorf, B96 links, K6509 rechts Grüneberg, Liebenberg, Bersdorf, knapp an Klein Mutz vorbei, Zehdenick, L21 Richtung Templin über Hammelspring, in Templin L23 Richtung NW, Neu Placht, Densow, Lychen (hier faltbootmuseum und Flößermuseum), L15 nach Fürstenberg, B96 rechts, links K12 nach Priebert, Strasen, Canow, Ortsausgang geradeaus auf kleine Straße (in meisten Karten nicht eingezeichnet), Diemitzer Schleuse, K4 Diemitz, Schwarz, L25 links Buschhof, Sewekow, K17 nach 800, rechts L241 Buchholz, Priborn, B198 kreuzen und nach 80m gleich links, Spitzkuhn, Bollewick (Scheine!), L24 Richtung Süd, Kambs, Wredenhagen, L153, Wittstock, L14 Scharfenberg, Autobahn überqueren und nach 2,5km links über Waldweg abkürzen (oder über Herzsprung), L18 Fretzdorf, Rossow, Rägelin, Katerbow, Storbeck, Neuruppin, L16 Fehrbellin, links Tarnow, Hakenberg (hinterm Dorf rechts am Ende der Allee Vorbild für die Siegessäule in Berlin!), Linum (Störche!), B273 rechts, Staffelde, Börnicke links auf L16, Rünefeld, Pausin, Schönwalde Siedlung, am Johannesstift vorbei über Spandau nach Berlin (wenn die Brücken noch runtergeklappt sind)


THE END

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